Hallo, ich heiße Christian Girstmair und man könnte mich als Landschaftsfotografen bezeichnen, doch ich bevorzuge die Bezeichnung "ungewollter Künstler des Zufälligen". Mein Fokus liegt auf Landschaften, schönen entspannenden Momenten, dem Einfangen wiederkehrender Muster und dem Erschaffen ruhiger, stiller Fotos. Meine Begeisterung für die Landschaftsfotografie zeigt sich an meinem technischen Interesse. Dabei vereine ich meine Leidenschaft für Ästhetik mit der Kunst der Bildbearbeitung, um einzigartige Werke zu erschaffen.
Das Fotografieren hilft mir auch dabei Ordnung in das Chaos zu bringen. In dieser Symbiose aus meiner Leidenschaft für Fotografie, Schreiben und der Kunst der Bildbearbeitung entstehen Werke, die nicht nur einzigartig sind, sondern mir auch den perfekten Grund liefern, die eigenen vier Wände zu verlassen und die Welt da draußen zu erforschen.
Mein Interesse für die Fotografie fand in meiner Kindheit ihren Ursprung. Mein Papa, selbst ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf, führte mich an die Kamera heran. Zusammen haben wir die Welt um uns herum in Bildern festgehalten – unsere Familie, alltägliche Szenen und das Eichhörnchen welches sich weigerte, für seinen großen Moment still zu halten
Dank ihm wurden viele meiner Kindheitserinnerungen in Bildern festgehalten, in einer Zeit, als dies noch alles andere als alltäglich war und Selfies mit Zeitverzögerungen und einem Sprint verbunden waren. In der Welt der analogen Fotografie, wo man Bilder im Schutz der Dunkelheit entwickelte, statt im kalten Licht des Computerbildschirms, fand ich meinen Sandkasten. Hier, zwischen Negativen, Entwicklerflüssigkeit und dem sanften Rotlicht der Dunkelkammer, fühlte ich mich wie ein kleiner Zauberer, der die Zeit anhalten konnte.
Der Prozess vom Einlegen des Films bis zum Entwickeln im heimischen Badezimmer war wie ein magisches Ritual, bei dem jedes Negativ, jedes chemische Bad und jede Vergrößerung eine eigene Zeremonie war. Und während Schwarz-Weiß-Fotografien durch meine Hände und durch Chemikalien wanderten, lernte ich, dass ein Bild mehr als nur tausend Worte sagen kann.
Mit der richtigen Perspektive und einem klugen Spiel mit Licht konnte man eine Geschichte erzählen, die fesselnder war als jede Seifenoper.
Die Zeit verging und mit einem Upgrade auf eine Konica Minolta XG1 begann mein experimentelles Stadium. Übrigens, mein Kameragurt, der mehr als 40 Jahre alt ist und aus Jeans-Material besteht, kann dir Geschichten erzählen, dass sage ich dir.
Dieser Gurt hat mehr erlebt als so mancher Weltreisender – er hat unzählige Sonnenaufgänge in den Bergen gesehen, ist durch Regengüsse getanzt und hat hunderte Konzerte besucht. Während ich hier sitze und über die richtigen Worte grüble, könnte der Gurt wahrscheinlich ein Buch darüber schreiben, wie er beinahe beim Crowdsurfen verloren ging, oder als er fast in der Pfanne gelandet ist, oder wo ich ihn in einem Anfall von Kreativität als Gürtel für eine spontane Fotosession im Wald genutzt habe, da ich zu bequem war meinen richtigen zu suchen.
Während meiner Jugend trat die intensive Fotografie etwas in den Hintergrund und ich verirrte mich in die bunten Gefilde des digitalen Designs und der Gründung einer Online Community zu einem Videospiel, welches ich über Jahre hinweg begleitete.
Doch während meiner Ausbildung im Bereich Maschinenbau und Grafikdesign fand ich den Weg zurück zur Fotografie, die mich schon immer inspiriert hatte. Die Zeiten änderten sich und die digitale Fotografie marschierte mit großen Schritten in unsere Welt.
Ich begann, mit verschiedenen kompakten Kameras unterschiedlicher Hersteller zu experimentieren und landete schließlich bei einer Nikon Coolpix. Ich machte mich mit der Handhabung vertraut und tauchte in den Workflow der digitalen Bildoptimierung ein.
Meine treue Gefährtin wurde schließlich die Canon 20D, mit der ich meine Leidenschaft für Konzertfotografie und meinen Hang zur lauten und harten Musik, insbesondere dem Metal in all seinen schrillen Facetten, verband. Meine Reise begann auf sehr kleinen Konzerten, wo ich unter anspruchsvollen Lichtverhältnissen arbeitete und lernte.
Mein Ziel war es stets, ausschließlich das verfügbare Umgebungslicht zu nutzen und die Bands so natürlich wie möglich einzufangen Mit stetig neuen und immer besser werdenden Fotografien erlangte ich Anerkennung in der Musikszene. Ich konnte immer mehr Magazine, Bands und natürlich auch die Fans für meine Fotos begeistern. Auf dem Höhepunkt meiner Leidenschaft war ich fast jedes Wochenende auf Tour, fotografierte verschiedene Bands bei Shootings und Konzerten quer durch Europa. Gleichzeitig verfasste ich kontinuierlich Konzertberichte für das finnische Metal-Magazin Stalker, ein Job, der mich manchmal an die Grenzen meiner Kreativität brachte und gleichzeitig lernte ich viel darüber wie man Geschichten nicht nur mit Bildern, sondern auch Worten erzählen kann.
Da war ich nun, in der pulsierenden Welt der Metal-Musikszene, wo das Fotografieren von Bands unter stroboskopischen Lichtern und die nachfolgende Magie der Bildbearbeitung und das stete berichten über Konzerte zu meiner tagtäglichen Leidenschaft wurde. Die Konzertfotografie war immer ein Nervenkitzel. Man musste die Band kennen, ihre Bewegungen antizipieren und sich innerhalb von nur etwa zehn Minuten im Fotograben unterhalb der Bühne orientieren. Unter extremen Lichtbedingungen galt es, aussagekräftige Fotos zu machen, die die Atmosphäre und die Emotionen der Band transportierten. Die Kamera wurde zu einer Erweiterung meiner selbst.
Inmitten des Gedränges im Fotograben musste man schnell sein, besonders wenn es darum ging, zwischen einem 80-200mm 2.8 und einem 1.4er 50mm Objektiv in der Dunkelheit eines schlecht beleuchteten Konzertsaals zu wechseln. Große Festivals wurden zu meinem Spielplatz und die Herausforderungen der Konzertfotografie zu meinem Brot.
Beim Full Force, Metalcamp und vielen anderen hatte ich an manchen Tagen locker 10 bis 15 Bands vor meiner Linse, mit kurzen oder manchmal auch längeren Berichten dazu. Die Nachbearbeitung war dabei nicht zu unterschätzen. Jedes einzelne Bild wurde von mir optimiert, mal stärker, mal schwächer, aber ohne dabei die Authentizität zu verfälschen. Es war eine verantwortungsvolle Aufgabe, aus jedem Foto das bestmögliche Ergebnis herauszuholen.
Doch wie jede Rock'n'Roll-Geschichte, gab es Höhen und Tiefen. Das ständige „Müssen“ zu fotografieren begann, die Freude zu überdecken, und ein Vorfall in Wien erschütterte mich derart, dass ich einige Monate später in eine schwere Krise taumelte. Die Kamera, einst meine treue Weggefährtin, fand sich plötzlich in der Dunkelheit eines Schrankes wieder, weit weg von der hellen Bühne der Musik.
Und wie es das Schicksal wollte, verlegte sie ihren Wohnsitz bald in den Keller, begleitet von der restlichen Ausrüstung. Sie hofften wohl auf ein Comeback, ein bisschen wie eine in Vergessenheit geratene Band, die darauf wartet, dass ihre Songs wieder die Charts erklimmen. Doch dann kam der große Knall, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte – und zwar wortwörtlich. Ein Wasserschaden im Keller! Das Wasser stieg, und mit ihm die Hoffnung, dass meine Ausrüstung vielleicht schwimmen könnte. Es war ein kaltes, nasses Ende für die treuen Stücke, die so viele Geschichten festgehalten hatten. Als ich den Schaden entdeckte, fühlte es sich an wie eine Szene aus einem melancholischen Country-Song.
Jahre vergingen und die Überreste meiner einst glorreichen Ausrüstung lagen da, vom Wasser gezeichnet, doch nicht vergessen. Und dann, eines Tages beschloss ich, sie aus dem feuchten Kerker zu befreien und ihnen einen Platz der Ehre zu gewähren. Ich richtete einen Glasschrank in meinem Büro ein und dort ruhen sie nun, zwar kaputt, aber als stille Zeugen meiner fotografischen Reisen und Abenteuer. Obwohl sie nun stumm sind, erzählen sie doch Geschichten, leise und mit einer Spur von Melancholie, doch immer mit einem Hauch von Stolz. Oft, wenn ich an dem Glasschrank vorbeigehe, erinnere ich mich an die Aufs und Abs, die Beats und Pausen meines Lebens.
Und obwohl die Melodie jetzt eine andere ist, schwingt der alte Rhythmus immer noch mit, in der ruhigen Ecke meines Büros, in den stillen Momenten zwischen den Klicks meiner neuen Kamera. Um wieder zum Thema zu kommen, der Pfad der Erleuchtung ist nie gerade, und so dauerte meine Wien-Krise viele Jahre der Verarbeitung, bis ich nach meiner Fotografie-Auszeit (abgesehen von Schnappschüssen mit kleinen Digitalkameras und später mit meinem Handy, bei dem ich Alltagssituationen und meine Familie festhielt, was im Grunde genommen wie das fotografische Äquivalent von Fast Food ist) meine Leidenschaft für die Fotografie wieder etwas entdeckte.
Die Jahre vergingen, mir ging es besser und meine Kameras wurden kleiner, die Auflösung wurde größer. Das Smartphone wurde mein ständiger Begleiter, immer bereit, die flüchtigen Momente festzuhalten. Doch es war, als würde ich versuchen, ein Gourmet-Menü in der Mikrowelle zu zaubern. Den Bildern fehlte das gewisse Etwas, vielleicht auch der Schnelllebigkeit geschuldet, denn technisch konnten diese kleinen Dinger sehr viel. Ich fotografierte wohl nicht bewusst, nahm mir keine Zeit.
Und dann, an einem dieser Tage, während ich mitten in einer weiteren Lebenskrise steckte (denn das Leben scheint zu glauben, dass eine Krise nicht genug ist), fand ich mich in der vertrauten Umarmung der Fotografie wieder. Vielleicht war es die besänftigende Klarheit der Fotos, oder zumindest noch das Foto kontrollieren zu können, oder die Ruhe, die das Klicken des Kameraverschlusses in meinem inneren Sturm brachte.
Die Wahrheit ist, dass die Fotografie wie eine alte Freundin war, die inmitten des Wirrwarrs auftauchte, ihre Hand ausstreckte und mich aus dem trüben Wasser zog. Es war nicht nur eine Flucht, sondern eine Rückkehr zu einem Teil von mir, der in der Hektik des Alltags verloren gegangen war.
Und so, während die Welt um mich herum chaotisch wirbelte, wurde die Linse meine Zuflucht, meine Art, die Welt zu sehen und zu atmen, weit weg von den Turbulenzen, die mich umgaben. Mein Rhythmus des Lebens hat sich wieder verlangsamt, und meine Bilder begannen, die stille Schönheit der Welt um mich herum zu reflektieren. Mit der Reife kam auch eine bewusste Wertschätzung. Jetzt, anstatt der pulsierenden Energie eines Metal-Konzerts, die sanfte Beleuchtung eines späten Nachmittags einzufangen, oder die Art und Weise, wie die Sonne die Blätter eines alten Baumes streichelt.
Die Fotografie hat sich von einem schreienden Solo zu einer sanften Melodie gewandelt und ich bin dankbar für jede Note, jeden Takt. Sie ist der stillschweigende Begleiter, der mich durch die Höhen und Tiefen des Lebens navigiert hat. Jedes Mal, wenn ich meine Werke online teile ist es, als würde ich ein Stück meiner Seele in die weite Wildnis des Internets entlassen, ungeschoren und ungeschminkt.
Die Freiheit meine Gedanken und Bilder ohne die Fesseln sozialer Plattformen wie Instagram, Facebook und deren unzähligen Geschwister teilen zu können, ist erfrischend. Übrigens, wer kam auf die grandiose Idee, die Anzahl der Zeichen zu beschränken? Ich möchte mich nicht beschränken, das überlasse ich lieber den Zeichenbeschränkungen von Twitter & Co. Oder wer hat entschieden, dass atemberaubende Landschaftsfotografien im Miniaturformat präsentiert gehören, oder durch die Bildkomprimierung des Anbieters zu pixeligen Erinnerungen einer vergangenen Ära verkomprimiert werden sollten?
Auch wenn meine Texte manchmal den Umfang eines kleinen Essays annehmen und ich zum Teil Tage damit verbringe, es vielleicht auch nie jemand lesen wird, es bereitet mir sehr viel Freude. Außerdem halte ich persönlich nicht sonderlich viel davon, ein paar virtuelle Daumen hoch zu sammeln, sondern die süße Befriedigung der kreativen Selbstverwirklichung zu finden, ganz im eigenen Tempo. Hier, in meiner eigenen, selbst gestalteten kleinen Ecke des Internets, kann ich ohne Hemmungen schreiben und meine Bilder können in voller Pracht strahlen, ohne durch das enge Korsett der sozialen Medien gequetscht zu werden.
Jedes Foto ist ein kleines Kapitel meiner laufenden Saga zur inneren Ruhe. Jedes Bild flüstert eine Botschaft, eine Einladung an dich, einen Moment innezuhalten um vielleicht ein wenig Ruhe vom hektischen Alltag zu finden.
Und während ich versuche, die Bilder mit Texten zu begleiten, scheint es, als ob die Landschaftsfotografie selbst eine universelle Sprache spricht, die keine Übersetzung benötigt. In diesem Sinne, die Reise geht weiter und wer weiß, welche skurrilen Anekdoten mein treuer Kameragurt als Nächstes zu erzählen hat :)