Du stehst an einem ruhigen Ort, wo zwei Flüsse zu einem lebensspendenden Strom zusammenfließen. Die Kühle der herannahenden Dämmerung kitzelt deine Haut, während du einatmest und die reine Bergluft dich erfüllt. Nun, das ist genau das Bild, das ich heute in Lienz einfangen wollte, aber Mutter Natur hatte wohl andere Pläne. Während ich auf der Brücke stand mit der Absicht, das Naturspektakel einzufangen, kamen mir die Blätter in die Quere – verflixtes schönes Laub! Aber hey, wenn das Leben dir Blätter gibt, machst du eben Herbstfotos, oder?
Also wurde ich von dieser malerischen Szene begrüßt: ein Fluss, der sich sanft durch das Tal schlängelt, eingebettet in das leuchtende Farbenspiel des Herbstes. Die Blätter, ein Farbspiel aus Rot, Orange und Gelb, rahmen das Bild ein und der Fluss selbst – eine seidige Schleife, die sich endlos durch die Landschaft zieht. Es ist fast so, als ob die Natur ihren eigenen Filter über das Foto gelegt hätte, um es noch magischer zu machen.
Technisch gesehen war es nicht ganz einfach, die weiche Bewegung des Wassers einzufangen, ohne die Brücke und die Blätter zu verwackeln – ein bisschen wie einen Eiskunstläufer zu fotografieren, der sich dreht, während der Rest der Welt stillsteht. Ein Stativ ist dein bester Freund, wenn du solche fließenden Bewegungen festhalten willst. Vorher aber nicht vergessen, ein Foto mit kürzerer Belichtungszeit zu schießen um die kleinen beweglchen Details einzufrieren, sodass du später in der Nachbearbeitung zwei Fotos hast, die du übereinanderlegen kannst.
Und jetzt, wo du dir das Bild anschaust, spürst du vielleicht eine leichte Brise auf deinem Gesicht und hörst das leise Murmeln des Flusses. Vielleicht, nur vielleicht, fühlst du dich ein bisschen so, als wärst du dort bei mir.
Auch wenn ich den Zusammenfluss der Flüsse heute nicht festhalten konnte, so hat mir der Herbst doch ein anderes, stilles Spektakel geschenkt. Manchmal sind es eben die unerwarteten Perspektiven, die die schönsten Geschichten erzählen.