Du stehst am Ufer der rauschenden Drau, umgeben von der Landschaft Osttirols. Vor dir breitet sich eine beeindruckende Wehranlage aus, deren Geschichte tief in der regionalen Kultur von Lienz verwurzelt ist. Die Leisacher Wehranlage, die ich dir heute vorstelle, ist mehr als nur ein Bauwerk; sie ist ein Zeugnis menschlicher Anpassungsfähigkeit und Ingenieurskunst.
Diese Anlage wurde ursprünglich entwickelt, um die harte Arbeit der Menschen in der Region zu erleichtern, und hat im Laufe der Zeit verschiedene Formen angenommen. Ursprünglich diente sie der Unterstützung von Kornmühlen, Sägewerken, Schmieden, Wasserkraftanlagen, Stampfmühlen und Walkmühlen, die von der natürlichen Kraft des Wassers abhängig waren.
Die heutige Gestalt der Wehranlage, wie sie sich dir präsentiert, entstand nach umfangreichen Renovierungen in den 1930er Jahren, bedingt durch Hochwasserschäden. Im Jahr 2000 erfolgte eine weitere bedeutende Erneuerung, um die Wasserführung Ableitungen effektiver zu regulieren. Besonders interessant ist der Düker, ein unterirdischer Kanal, der das Wasser vom Amlacher zum Leisacher Ufer führt, wo eine moderne Schaltanlage die Wassermenge effektiv reguliert.
Die Wiere, auch Drauwiere genannt, der künstlich angelegte Ausläufer der Anlage, war durch Jahrhunderte eine wesentliche Energiequelle für Gewerbebetriebe zwischen Leisach und Lienz. Sie wurde bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts für das Holzflößen genutzt und war unerlässlich für die Wasserversorgung der lokalen Bauern sowie für die Bewässerung ihrer Felder. Besonders prägend war die Nutzung der Wiere von 1564 bis 1825 für das Lienzer Messingwerk, wo die Wasserkraft für Hammerschläge und Walzwerke eingesetzt wurde. Heute erinnert die Messinggasse noch an diese Epoche.
Doch die Geschichte der Wiere nahm eine Wendung, als sie nach dem Bau der Lienzer Umfahrungsstraße 1962 unterirdisch umgeleitet wurde. Sie fließt nun verborgen unter den Straßen durch, bis sie im Draupark wieder in die Drau mündet. Die andere Umleitung der Wehranlage führt das Wasser in das Wasserkraftwerk bei Amlach. In den 1980er Jahren verbrauchte das Wasserkraftwerk so viel Wasser, dass der Durchfluss gedrosselt werden musste, um die notwendige Wassermenge für Löschwasser und Bewässerung für die Gemeinde Leisach sicherzustellen. Dies führte zu einer Reduzierung der Wasserführung auf zunächst 700 Liter pro Sekunde, später auf 500 Liter pro Sekunde im Sommer und 100 Liter pro Sekunde im Winter.
Die Errichtung der neuen Wehranlage im Jahr 2000 ermöglichte eine effiziente Regulation beider Kanäle, was die kontinuierliche Versorgung und Nutzung der Wasserkraft in der Region weiterhin sicherstellt.
Ich hoffe, diese Bilderreihe hat dich ebenso fasziniert wie mich, als ich sie festhielt. Es sind nicht nur Fotografien; Es ist eine Jahrhunderte alte Geschichte aus Osttirol, die das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Technik eindrucksvoll erzählt.