Du stehst auf einer Holzbrücke. Unter dir, die Isel, die ruhig plätschert. Deine Augen folgen dem Flusslauf, wo er auf den großen, unerschütterlichen Fels trifft, der mit seinen rauen Konturen so gar nicht ins Bild passen will.
Ich, auf der Jagd nach dem perfekten Spiel von Textur und Kontrast, zücke meine Kamera. Die Einstellung ist perfekt für eine Langzeitbelichtung – die Kamera ruht still, als würde sie den Atem anhalten. Ich auch, weil ich halb davon überzeugt bin, dass mein Ministativ mit seinen drei Beinchen eher Bock auf 'ne Runde Fluss hat, als brav seine Arbeit zu tun. Da stehe ich nun, so regungslos wie ein Eiskünstler, der sein fragiles Werk betrachtet, Angst der Schwerpunkt des Objektives liegt zu weit vorne und starre das Stativ an, als könnten meine Blicke es vor dem Fall bewahren.
Ich drücke ab, die Kamera surrt und die fließende Isel wird zu einem verschwommenen Traum, während der Fels ein ewiger Wächter bleibt.
Es ist das Yin und Yang der Natur, das ich hier festhalte: Bewegung und Stillstand, Vergänglichkeit und Beständigkeit.
Zu guter Letzt, nachdem die Kamera ihr Werk vollbracht hat, schaue ich auf das Display und denke mir: „Ha, das Ministativ hat gehalten, trotz seiner Abenteuerlust!“
"Na dann, lass uns noch einen draufsetzen – ein Making-of-Video für die Nachwelt. So als Beweis, dass Fotografie manchmal einem Balanceakt auf dem Hochseil gleicht.“
Dabei ist mir durchaus bewusst, dass man den Ernst der Lage bei seinem eigenen Equipment manchmal dramatischer sieht, als es wirklich ist – quasi der Stoff, aus dem die Blockbuster sind.
"Das Ministativ in: 'Der Balanceakt' – kommt demnächst in keinem Kino, weil... naja, es ist ja nur ein Stativ :D". Aber überzeugt euch selbst,
hier das Video.
Hinter den Kulissen: Zu diesem Foto gibt es ein Video.